Was passiert hinten den faunischen Kulissen? Niel Mitra und Oliver S. Tyr erzählen es uns
2016 erschien Midgard. Welches war das schwierigste Lied? Warum?
Oliver: Ich fand Brandan relativ schwierig, weil wir dieses Seemannsgefühl aufkommen lassen wollten, ein bisschen Akkordeon um eine Klangfarbe zu bekommen die nicht so leicht war. Da haben wir oft umdisponiert und hin- und hergeschoben. Es hat zwar länger gedauert aber, am Ende, war ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Niel: Für mich ist es tatsächlich Mac Beth, weil da soviel Liebe drin steckt. Liebe ist immer was schwieriges. Da wir, zudem, noch organisch klingen wollen hat es bei Mac Beth eine große Abstimmungsarbeit gegeben, bis der richtige Modus operandi fertig war.
Was ist seit einem Jahr so alles passiert?
Oliver: Wie haben auf sehr vielen Festivals und Konzerten gespielt, was sehr schön ist und der ganzen Band ganz viel Energie gegeben. Natürlich gab es auch weniger schöne Momente, wie der Abschied von Katia. Mit Laura haben wir, aber, ein exzellentes neues Mitglied dazubekommen. Die Fancommunity weiß, dass es im Leben Veränderungen gibt, und auch bei einer Band. Schon vor ein paar Jahren, zum Beispiel, ging ja die erste Sängerin und das hat nichts zerrüttet. Zudem arbeiten wir ja viel mit Gastmusikern auf den verschiedenen Touren. Wir haben ja den Vorteil, dass wir sehr viel unterwegs sind und viele Künstler treffen. Nicht nur bei den Auftritten sondern danach, in gelassener Atmosphäre so dass es leicht zu verstehen ist ob man musikalisch und seelisch zusammenpasst. Für Musiker ist es ganz spannend sich weiterzuentwickeln: neue Stilrichtungen zu experimentieren, neue Lieder zu schreiben und mit neuen Künstlern zusammenzuarbeiten. Natürlich gibt es immer ein paar die maulen…
Niel: Um mit Gastmusikern zusammenzuarbeiten braucht man vielleicht ein magisches Händchen? Weiss nicht, manchmal ist es nur eine Fügung die sich ergibt. So ergibt sich der Weg, der beide Parteien zufrieden mach, fast von selbst. Es ist sehr interessant mit neuen Musikern und Gastmusikern zusammenzuarbeiten, weil man zwar eine Vorstellung hat, aber die konkrete Umsetzung umso mehr überraschen kann.
Wie seid ihr und Laura zusammengekommen?
Oliver: Laura ist ein totaler Teamplayer. Wir arbeiten auch mit Eluvetie zusammen und hatten Laura auf mehreren Festivals schon getroffen. Dann zog sie sogar nach München, was sogar noch besser war. Da haben wir uns getroffen, und sofort gemerkt dass es viel Sinn machte sie als Bandmitglied zu haben.
Niel: Witziger weise kannte ich Laura schon seit ein paar Jahren. Ich hatte sie bei einem kleinen Projekt miterlebt und sofort gedacht dass sie stimmlich eigentlich ganz gut zu uns passen könnte.
Ihr seid auf großen Festivals wie M’Era Luna gewesen. Eindrücke?
Niel: Wir waren schon mehrmals beim M’Era Luna. Wenn ich mich nicht irre, war es schon 2004/2005 das erste Mal für uns und letztes Jahr waren wir wieder dabei Es ist, auf jeden Fall, ein tolles Festival. Du hast sehr wenig Zeit, eigentlich fast keine, um alles fertig zu machen und dann stehst du vor dieser Masse: imposant und schon zugleich. Und, wenn man, in den ersten 30 Reihen, so manch ein bekanntes Gesicht sieht, freut man sich um so mehr. Die Auftritte sind ja immer sehr kurz und wenn man beim letzten Lied ist, bekommt man so ein komisches Gefühl, weil alles so rasch verflogen ist.
Oliver: Es ist ein tolles Festival, aber ich finde es sehr anstrengend, da wir unter einem starken Zeitdruck stehen und meistens nur ein paar Stunden auf der Venue verbringen können. Wir kommen an, und gehen auf die Bühne ohne einen Soundcheck, während das Publikum sich meistens umstellen muss, weil vor uns eine Band, eine völlig andere Musikrichtung gespielt hat. Wenn ich mich nicht irre waren es 2016 Combichrist. Da ist es natürlich, für eine Band wie Faun, die auch stillere Töne von sich gibt, Stimmung zu machen. Aber wir stellen uns, ab und zu, gerne dieser Herausforderung, auch weil uns so noch eine Möglichkeit geboten wird andere Bands zu treffen.
Bald fängt, zur dunklen Jahreszeit, die Akustiktour an. Welche Gefühle verbindet ihr damit?
Oliver: Ehrlich gesagt, liebe ich diese Touren, weil man sehr auf die Musik konzentriert ist. Weiterhin ist es schön zu sehen wie wenig man braucht um die Leute auf eine schön musikalische Reise zu nehmen. Es entsteht eine Art Urgewalt, etwas Archaisches. Das passt eben zu einer gewissen Jahreszeit und in gewissen Orten. Auf Festivals würde ich mich nicht trauen so etwas zu spielen, es würde untergehen und nicht funktionieren. Dort braucht man die Bässe.
Bestuhltes Konzert: Heißt das brav da sitzen?
Niel: Am Anfang fand ich das alles etwas Gewöhnung bedürftig, aber, in der Zwischenzeit, haben wir, und das Publikum, uns auch daran gewöhnt. Oliver sagt immer, am Anfang des Konzerts, dass es klar erlaubt ist zu Tanzen, und in den Gängen aufzustehen ohne die anderen Gäste zu sehr zu stören. Da wir aber auch viele ruhigere Lieder im Programm habe, ist es wichtig, dass die Leute die Möglichkeit haben sich hinzusetzen und das Lied in der Essenz zu genießen. Wir freuen uns aber alle immer sehr wenn die Leute zu tanzen und zu feiern anfangen.
Oliver: Am Anfang waren wir etwas nervös wenn wir die Leute so still dasitzen sahen. Aber, in der Zwischenzeit, genießen wir diese Stille, weil sie einem erlaubt leiser und sensibler zu spielen.