Ein spannendes Crossover Projekt mit einem faszinierenden Darsteller. Das ist The Dark Tenor. Diesen Sommer wird der Ausnahmekünstler als Hauptakt beim Castlerock Festival, das wohl familiärste Rock-Festival überhaupt, sein. Ende Juni ist es Mühlheim an der Ruhr soweit. Dieses Gespräch konnten wir ihm entlocken.
Im Juni wirst du beim Castlerock sein. Warst du auch schon mal privat da?
Ich war noch nie dort, freue mich aber total drauf den Abend zu headlinen. Das Ambiente, soweit ich erkennen konnte sieht fantastisch aus. Ich denke es wird sehr viel Spaß machen-.
Warum wurdest du zum DARK TENOR?
Ich hab aus meiner klassischen Welt heraus einen Weg gesucht, um Klassik innovativ für Kinder, Jugendliche und all die, die nicht noch nichts mit Klassik zu tun hatten, irgendwie interessant zu gestalten. Die Wahl wäre gewesen, entweder der uneheliche Sohn der Adoro Mutter sein zu wollen (was ich einfach NICHT bin) oder den Versuch zu starten etwas zu kreieren was noch nicht gemacht wurde. So habe ich mich, wie man sieht für die zwar aufwendigere, aber aufregendere, vielfältige Variante entschieden, mit der man auch ganz viel Spaß haben kann.
Wie fiel die Wahl auf den Namen?
Die Klassik ist immer voller Drama und Dunkelheit gewesen. Ich bin selbst ein großer Fan von Requiem und Opern die mit Drama gefüllt sind. Da es ja auch darum ging gute Geschichten zu erzählen, und diese zum Transport von Musik zu benutzen, finde ich dass der Name ziemlich genau trifft was ich mache. Dies sowohl im musikalischen, wie im visuellen Bereich.
Am Anfang der Dark Tenor – Karriere, sahst du ja etwas anders aus…
Am Anfang habe ich mich gefragt, wie man das ganze so spannend wie möglich inszenieren könnte. Die Idee war anzufügen eine Geschichte zu erzählen, was ich getan haben, sowohl mit den Alben wie mit den dazugehörigen Videos. Am Ende der Geschichte, also letztes Jahr im Herbst, wurde dann das Geheimnis gelüftet; man könnte sagen dass ich mich von der Maske der Unterwelt befreit habe. Es mag zwar ein Weg sein, der etwas theatralisch erscheinen mag, aber ich denke dass die Musik und die erzählende Geschichte gut zusammengepasst haben. Das Ganze ähnelt vielleicht mehr einem Multimediaprojekt, da es Musik und Geschichten in Videokurzfilmen verarbeitet.
Dein „Outing“ bei der Veranstaltung in Dresden, wurde von deiner Darbietung des Gefangenenchors der Aida, „Va pensiero“ begleitet. Zufällig?
Es hat wie die Faust aufs Auge gepasst. Ich muss zugeben dass der MDR diesen Titel gewählt hatte, wir aber alle relativ schnell mit der Wahl einverstanden waren. Der Theaterchor sang mit und es fand auf dem Theaterplatz statt: das ist für mich quasi Heimat, da ich ja in der Semperoper auch 2 Jahre gesungen habe. Ich hatte den Eindruck dass, zufälligerweise, ganz viele Sachen perfekt zusammengepasst haben. Die Befreiung der Maske war sehr schön, vor allem die Reaktion auf den Gesichtern in der ersten Reihe. Unbezahlbar! Allerdings, war es auch für mich etwas gewöhnungs-bedürftig: bis dahin war ich nie ohne Maske aufgetreten, was mich so nackt vorkommen lies.
Wie war der weg von Symphony of Light zu Nightfall Symphony?
Musikalisch gesehen ist das zweite Album, meiner Meinung nach, mehr in die Richtung des konservativen Songwritings gegangen. Die Songs weißen etwas klarere Pop-Rock-Strukturen auf, was es für mich auch interessanter macht. Es ist nicht eine einfache Verarbeitung, sondern eine Integration meiner Erfahrungen der letzten 12-15 Monate. Das Schreiben des Albums war, für mich, eine sehr emotionale Zeit, sowohl psychisch wie körperlich. Deswegen finde ich es wirklich ganz toll, dass das Album so geworden ist, dem wirklich nichts fehlt. Nur nach der Tour fiel es mir etwas leichter ein gewisses Gefühl für einige Songs zu entwickeln und quasi meine Favoriten zu wählen.
Dann fragen wir dich nicht nach deinem Lieblingssong, sondern nach dem Crossover per sè Song.
Auf Tournee ist es ein bisschen anders, da ich ja mit einem Gitarristen und einem Bassisten, auftrete. Beide spielen allerdings auch Cello so dass es im Bühnenbild ständig zum Crossover-Wechsel kommt, sowohl bei den Stücken, wie bei den Arrangements. Ich müsste mich schon eher auf den reinen Recordingprozess beziehen müssen um eine Entscheidung zu fällen. Im neuen Album würde RENEGADE, für ein pures Crossover-Lied stehen, da das brandenburgische Konzert von Bach darin verarbeitet ist und der Rhythmus in eine poppigen Chorus übergeht um wunderbare Celli-Klänge hat. Dieses Lied live zu spielen hat unfassbar viel Spaß gemacht. Innovatives Crossover ist, zum Beispiel, der Song BLINDFOLD aus dem neuen Album mit Wagners Walküren Ritt und einer sehr dramatischen Basslinienführung. Aber es gab auch einige Songs aus dem ersten Album die auch sehr Crossover-stark sing, wie HAUNTED HEARTS. In diesem Beispiel finde ich dass das Klassikstück so stark mit dem neuen Material verschwimmt, dass man gar nicht merkt dass ein Klassikstück darin verbaut wurde. Auch sehr schön, allerdings, ist MISERERE von Gregorio Allegri dass ich mit dem Dresdner Kreuzchor aufgenommen habe.
Du bist sehr „social“. Wie wichtig ist dir der Kontakt zu deinen Fans?
Ich stehe total auf Kontakt zu den Fans, denn ich finde dass es eine Beziehung ist, die sich entwickelt. Auf der letzten Tournee habe ich viele neue Fans kennengelernt und auch gemerkt, dass ganz viele junge Fans dazugekommen sind. Mittlerweile sind 4 Generationen auf dem Konzert, was ich ganz wundervoll finde. Fanbindung steht, bei mir, ganz weit oben. Ich bin in den sozialen Medien präsent, weil ich mit meine Fans ganz viel teilen will. Auf Instagram vielleicht etwas mehr als auf Facebook.
Was würden wir an Bücher und Musik bei dir zuhause finden?
Da ich, im Gegensatz zu früher keine große Leseratte bin, gibt es, zurzeit ganz wenige Bücher bei mir. Aber, als Ausgleich, gibt es sehr viele Vinylschallplatten. Aus meiner Jugendzweit sehr viel von Bon Jovi (bin immer noch großer Bon Jovi Fan), Lower than Atlantis, Disturbed, Roxette und, natürlich auch ganz viel Klassik.