Immer mehr Italiener suchen wegen der Krise in ihrer Heimat eine Zukunft in Deutschland. Bei der Wolfsburger Konsularagentur meldeten sich in den vergangenen fünf Jahren fast 800 Zuzügler an, allein im vergangenen Jahr waren es 230. Ein Großteil von ihnen ist gut ausgebildet, doch die wenigsten Neuankömmlinge beherrschen bei ihrer Ankunft die deutsche Sprache. Der stellvertretende Leiter der Konsularagentur, Francesco Mari, appellierte am Donnerstag in der Sitzung des Integrationsausschusses an die Politiker, sich dafür einzusetzen, dass Deutschkurse für Erwachsene gefördert werden.
Im März hat der Verein darum in Wolfsburg ein Pilotprojekt gestartet. Montags und freitags gibt eine Lehrerin im Centro Italiano neu zugezogenen Italienern in zwei Intensivkursen Deutschunterricht. Die Teilnahme ist kostenlos, die Resonanz groß: Rund 40 Italiener haben sich nach Angaben Vitellaros angemeldet. Weitere Anfragen liegen vor, doch der Verein kann nicht noch mehr Unterrichtsstunden finanzieren. Er wird so schon in diesem Jahr rund 10000 Euro für die Kurse ausgeben. „Die Stadt Wolfsburg muss etwas machen. Wir allein werden das nicht schaffen“, sagt Vitellaro.
Vitellaro hofft auf finanzielle Unterstützung und will darum schon bald Oberbürgermeister Klaus Mohrs ins Centro Italiano einladen. Das könnte klappen. „Sollte der Verein Co.As.Sc.It explizit auf die Stadt zugehen, besteht grundsätzlich Gesprächsbereitschaft“, teilte Raphaela Hensch aus der Stadt-Pressestelle auf Anfrage mit. Durch eine jahrelange Zusammenarbeit bei der Hausaufgabenhilfe bestehe schon ein guter Kontakt.
Das städtische Integrationsreferat hält ebenfalls Angebote für italienische Zuwanderer vor. Darüber hinaus unterstützt die Stadt unter anderem Initiativen des italienischen Kulturinstitutes und der Caritas. „Sicherlich werden in Anbetracht der aktuellen Situation in Wolfsburg mögliche Unterstützungsangebote italienischer Zuwanderer auch noch einmal differenzierter betrachtet werden“, kündigt Hensch an.
Die Leiterin des Integrationsreferates Sylvia Cultus informierte die Ausschussmitglieder darüber, dass die Volkshochschule ihr Angebot an Deutschkursen schon aufgestockt hat. „Wir haben auch aus anderen europäischen Staaten Zuwanderung“, sagte sie. Laut Zahlen der Stadt bildeten die Polen im vergangenen Jahr vor den Italienern die größte Gruppe der Neuankömmlinge, gefolgt von Mexikanern, Brasilianern, Indern, Chinesen und Spaniern.
Es ist zu vermuten, dass viele von ihnen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie die Italiener. Francesco Mari sprach in der Sitzung Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche an. Piroska Evenburg, Ratsfrau der Piraten und von Beruf Lehrerin, berichtete, dass einige Jugendliche dringend Deutschunterricht benötigen. Ihr Leistungsstand würde sie für das Abitur prädestinieren, doch mangelnde Sprachkenntnisse stehen ihnen im Weg. Nach Angaben von Stadträtin Iris Bothe wollen die Stadt und die VHS ab Sommer eine intensive Sprachförderung für Schüler anbieten.
Der Ausschussvorsitzende Francescantonio Garippo (SPD) warnte davor, Zuzügler, die keine Arbeit finden, nach einigen Monaten nach Italien zurückzuschicken. „Das würde nicht zu unserer Stadt passen“, sagte er. In der Europäischen Union gilt das Freizügigkeitsgesetz. Bürger dürfen in andere EU-Staaten einreisen und sich auch für längere Zeit dort aufhalten. Für nicht erwerbstätige EU-Bürger und ihre Familienangehörigen gilt das aber nur, wenn sie eine Krankenversicherung und ausreichende Mittel haben. Sonst dürfen sie eigentlich nur drei Monate lang bleiben.