Mit einem Appell, Kirche lebendig zu gestalten, ist am 1. Februar 2020 in Frankfurt am Main die erste Synodalversammlung des Synodalen Weges in Deutschland zu Ende gegangen. Seit Donnerstag hatten sich rund 230 Mitglieder der Synodalversammlung und 20 Beobachter aus dem benachbarten Ausland und der Ökumene versammelt, um den von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ausgerichteten Synodalen Weg inhaltlich zu gestalten. Neben einer theologischen Grundlegung über den Begriff „Synodalität“ und der Verabschiedung der Geschäftsordnung stand die inhaltliche Auseinandersetzung mit den vier Themen für die Synodalforen im Vordergrund der Beratungen. Diese umfassen die Bereiche „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Priesterliche Existenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zog eine positive Bilanz der ersten Synodalversammlung. „Das Experiment ist im ersten Akt gelungen. Spürbar war ein neues Miteinander, das sich in der Form der Gottesdienste, im gegenseitigen Zuhören bis hin zur Sitzordnung gezeigt hat. Die Versammlung war ein großartiger Querschnitt der Kirche in unserem Land. Wir sind dankbar für die Offenheit und Ehrlichkeit und den guten Umgangston von Anfang bis zum Ende“, so Kardinal Marx. In Frankfurt habe man gespürt, dass sich die Kirche – trotz aller Krisen – im Aufbruch befinde. „Es ist ein Suchen, Ringen und Positionieren, aber es ist gelungen, Barrieren, die uns blockieren, abzubauen. Der Synodale Weg ist ein Prozess, Neues zu wagen, er ist ein geistliches Experiment“, so Kardinal Marx. „Dieses Experiment ist davon geprägt, dass wir keine Mauern um uns herum aufbauen, dass es keine Tabus in der Debatte gibt, sondern alles geprägt sein muss von der Frage, wie wir als Kirche glaubwürdiger werden.“ Kardinal Marx kündigte an, über die erste Synodalversammlung in Kürze auch Papst Franziskus zu informieren.
Der Präsident des ZdK, Prof. Dr. Thomas Sternberg, betonte in einer abschließenden Pressekonferenz, dass die ersten Schritte gemacht seien: „In bunter Mischung tagte die Synodalversammlung. Es hat sich gezeigt, dass sich auch in der Sitzfolge der Geist ausdrücken kann und durch erstaunliche und überraschende Nachbarschaften, die zum Kennenlernen führen, fruchtbar wird.“ Längst seien die Themen des Synodalen Weges, die ihren Ausgang in der MHG-Studie („Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“) haben, über diesen konkreten Anlass hinaus grundsätzlicher geworden. „Viele Reformthemen wurden in den vier Forenbereichen deutlich angesprochen. In klarer Sprache eröffnete sich ein Kaleidoskop von Standpunkten, Meinungen und Erfahrungen“, so Prof. Sternberg. „Unter der aufmerksamen Begleitung der Glaubensgeschwister aus den europäischen Nachbarländern und aus den anderen christlichen Kirchen ist deutlich geworden, dass eine große Mehrheit der Versammelten Reformen und Veränderungen will, um als Kirche Vertrauen zurückzugewinnen und glaubwürdig Zeugnis von dem geben zu können, woraus sie leben will.“ Die Synodalversammlung habe gezeigt, dass auch ein Diskussions- und Entscheidungsprozess ein geistlicher Weg sein könne. „Die vergangenen Tage geben uns Zuversicht. Der Weg entsteht beim Gehen, die erste Strecke ist gelaufen“, so Thomas Sternberg.
„Der Synodale Weg ist keine Selbstbeschäftigung, sondern wir machen ihn, um wieder Vertrauen zu gewinnen“, betonte Karin Kortmann, Vizepräsidentin des ZdK und im Präsidium des Synodalen Weges. In der Synodalversammlung sei man in einem hierarchiefreien Raum und alle als Volk Gottes unterwegs. „Das hat gezeigt: Es gibt eine neue Dialogfreiheit, und ein hohes Vertrauen untereinander. Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen“, so Kortmann.
„In der Versammlung gab es Irritationen, die gewollt waren – wie die Sitzordnung nach Alphabet oder die Moderation, immer zusammen von einer Frau und einem Mann. Aber nur durch solche Irritationen kann man etwas Neues schaffen. Auch die Online-Eingaben, die vorgetragen wurden, haben eine neue Sichtweise auf die Themen gebracht. Insgesamt kann ich sagen: Es war ein guter Start! Natürlich müssen wir auch darüber reden, ob Dinge nicht gut gelaufen sind und dürfen diesen Ballast nicht in die kommenden Sitzungen mitnehmen.“
Bischof Dr. Franz-Josef Bode, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied des Präsidiums Synodaler Weg, bezeichnete die Synodalversammlung als „eine Zukunftswerkstatt der Kirche in Deutschland. Experimentum heißt auch Erfahrung: eine gemeinsame Erfahrungen, die man nicht auslöschen kann. In Frankfurt sind Generationen ins Gespräch gekommen.“ Es gehöre zum Synodalen, dass man alles auf den Tisch bringe. „Wie danach damit umgegangen wird, liegt an den Diskussionen. Wir haben hier gespürt, dass sich eine gute Mitte durchgesetzt hat. Das entspricht auch dem, was die Deutsche Bischofskonferenz als Meinungsbild hat, auch unter den Bischöfen.“